Angst getrieben, machte sich der Wurm davon, grub sich eiligst in den Boden und verschwand, am ganzen Körper zitternd, im Dunkel des Erdreichs. Dort legte er sich behutsam auf die Seite, hatte fürchterli- chen Muskelkater und konnte drei Tage lang nicht auf dem Rücken schlafen. Heinzi kugelte sich vor Lachen, und während es aus ihm herausbrach: »In die Erd’ ist’s aufgenommen, glücklich sich der Wurm nun fühlt!«1, reichte es bei Klaus-Dieter nur zu einem »Also ... weißte, nee ...!« Eine ganz üble Geschichte ereignete sich, als Klaus-Dieter über eine Magnum-Flasche Eierlikör stolperte, die Bauer Hansen zum Zwe- cke der Kühlung auf die Terrasse gestellt hatte. Sofort zog er Heinzi zu Rate, was man damit wohl so alles anstellen könnte. Heinzi musste nicht lange überlegen. »Das geben wir den Hennen«, entschied er. Und schon rollten sie die Flasche in den Hühnerstall, wo sie den In- halt in einem unbeobachteten Augenblick flugs in die halbautomati- sche Geflügeltränke kippten. Danach schalteten sie sämtliche Wär- mestrahler auf Stufe VIII, setzten sich in eine Ecke und warteten ab. Den Hühnern, die bis dahin träge auf ihrer Schlafstange vor sich hin dösten, wurde warm. Und wärmer. Bald wurde ihnen richtig heiß. Als erste hüpfte Berta von der Stange und beugte sich keuchend über die Tränke. Ein tiefer Schluck – dann stockte sie. Was war mit dem Wasser los? Und warum war es heute so gelb? Berta kostete noch einmal vorsichtig. Mmh – nicht schlecht! Das schmeichelte ihren Ge- schmacksnerven! Sie begann hastiger zu trinken, nahm wüst schlür- fend einen Schluck nach dem anderen, denn von links und rechts drängelten nun die anderen Hühner, die auch Gefallen an dem neuen Getränk gefunden hatten und sich gierig den Eierlikör einverleibten. Hannelore tauchte mit dem Kopf ganz unter, kam mit gelb verkleb- ten Augen wieder hoch, blickte wirr in die Runde, wollte was sagen, brachte aber nur ein Krächzen zustande. Dann fiel sie seufzend um und schlief auf der Stelle ein. Elsbeth, die just in diesem Moment rausrennen wollte, weil ihr plötzlich schlecht wurde, stolperte über sie, fiel auf den Schnabel und schlief ebenfalls ein. Magda rannte al- 1 Frei nach „Das Lied von der Glocke” von Friedrich Schiller, Dichter und Philosoph, 1759 bis 1805 2 Aus „Die fromme Helene” von Wilhelm Busch, Dichter und Zeichner, 1832 bis 1908 14