scheidend dazu bei, ein Gemälde, das dem Begründer der alt- niederländischen Malerei, Jan van Eyck, zugeschrieben wurde, als Fälschung zu entlarven. Doch einhergehend mit dem Erfolg und der beruflichen Anerkennung nahm der Gedanke an eine Beziehung immer mehr Raum ein. Sie hatte zwar Kolleginnen, aber keine Freundinnen, und bei männlichen Kollegen hatte sie stets auf gebührende Distanz geachtet. Sie war zu sehr in ihrer steifen Unnahbarkeit gefangen, als dass sie von sich aus in der Lage gewesen wäre, eine Bekanntschaft, geschweige denn eine Freundschaft, aufzubauen. Sie hatte ihre Arbeit, und das reichte ihr. Doch dann kam Jan. Und plötzlich war alles anders. Es war wie ein Regen nach langer Dürre – zunächst nur vereinzelte Tropfen, die hier und da auf ausgetrocknete Blät- ter fielen und sie zum Erzittern brachten. Die Tropfen ver- dichteten sich zu einem Regenschauer, und wie eine Blume, die sich dürstend dem erlösenden Sommerregen entgegen- reckt, wurde Henny von einer nie gekannten, aufwühlenden und atemlosen Lebensfreude ergriffen. Zum ersten Mal spür- te sie, wie schön das Leben war, wenn man es nicht distan- ziert an sich vorbeiwehen lässt, sondern sich dem Augen- blick öffnet und Herz und Seele in einer süßen Melange aus Liebe, Sehnsucht und Hingabe versinken. Sie fühlte mit Friedrich Schiller: O, zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, Der ersten Liebe goldne Zeit, Das Auge sieht den Himmel offen, Es schwelgt das Herz in Seligkeit. ... Jan! 13