L euchttürme – schon das Wort allein fasziniert, ruft grandiose Bilder von stolzen Türmen an stürmischen Küsten hervor, beflügelt unsere Gedanken und weckt Sehnsüchte nach Freiheit und fernen Horizonten. Leucht- türme fanden seit jeher Eingang in alle kulturellen Be- reiche, sie wurden gemalt, modelliert, besungen, verfilmt und literarisch beschrieben. Sie werden romantisch ver- klärt, liebevoll idealisiert und dramatisch heroisiert. Aussehen hemmungslos verfälscht, habe ihnen abstruse Eigenschaften angedichtet und lasse schrullige Leucht- turmwärter absonderliche Dialoge führen. Darf man das? Natürlich! Ich glaube sogar, dass die Leuchttürme dadurch ein wenig Daseinsfreude hinzuge- wonnen haben und nun noch ein bisschen heller leuchten und freudiger strahlen als sonst. Mit einem Klaps auf die Laterne ... Nur der humorvolle Umgang mit ihnen ist den Leucht- türmen weitgehend versagt geblieben. Und tatsächlich hatten die Leuchtturmwärter wenig zu lachen. Die Arbeit war hart, schlecht bezahlt und entbehrungsreich. In ih- rem lesenswerten Buch Leuchttürme zitieren die Autoren Jean Guichard und Vincent Guigueno aus einer Dienstan- weisung für Leuchtturmwärter: Zum Schluss leiste ich dann doch reuevoll Abbitte, stelle die Leuchttürme wieder auf ihren angestammten Platz zu- rück, gebe ihnen einen aufmunternden Klaps auf die La- terne und beschreibe sie ab Seite 88 als das, was sie sind: verlässliche Orientierungsmarken für den Seemann und faszinierende Landmarken für den Küstenwanderer, der mit Bewunderung und Ehrfurcht zu ihnen aufblickt. »... sollte es zu Fehlern oder mangelhafter Befeuerung kommen, wird dies gemäß der Dienstanweisung körper- lich bestraft.« 1) Leuchttürme sind standhafte, gravitätische Bauwerke von zwar manchmal etwas steifer Würde, aber stets umweht von einem Hauch Nostalgie, Romantik und Fernweh. hansenhansen Da bleibt der Frohsinn verständlicherweise ein wenig auf der Strecke. Wer weiß: Vielleicht macht es die Leuchttü- rme sogar traurig, dass sich ihnen keiner fröhlich und ver- gnügt nähert, sie keiner neckt und sich niemand findet, der ausgelassen mit ihnen scherzt. Das möchte dieses Buch ändern. Ich habe diese wunder- vollen Bauwerke liebevoll in den Arm genommen, um sie dann – auf den Arm zu nehmen und Schabernack mit ihnen zu treiben. Ich habe maßlos übertrieben, habe be- denkenlos Tatsachen verbogen, verdreht und überspitzt. Ich habe die Leuchttürme in fremde Gefilde verpflanzt, ihr 3 3